Geschichte

La fattoria dei Nostri Sogni

Im 1961 kauften meine Eltern im Malcantone, unterhalb von Aranno, drei Ställe mit viel Wald darum herum: das Roncaccio, das Vito und das Doné.

Meine Mutter war Altphilologin und mein Vater Soziologe. Sie wollten in diesen Rustici, die nur zu Fuss zu erreichen sind, eine Form des Humanismus wieder aufleben lassen: jeder war willkommen, auch Freunde von Freunden von Freunden, im Roncaccio seine Ferien zu verbringen, ohne Geld dafür zu verlangen. Die einzige Bitte war, sich für den Erhalt des Grundstücks einzusetzen: Unkraut zu jäten, einen Baum zu fällen, Holz zu sammeln etc.

Sie hatten drei Ställe gekauft, sodass jeder ihrer drei Kinder einen Stall für sich ausbauen könnte. Leider wurde nur der grösste Stall, das Roncaccio, fertig gestellt.

Das Doné verkauften wir vor ca 15 Jahren, weil es schon völlig von Dornen überwuchert war. Um das Vito wollte ich mich kümmern. So beantragte ich 2007 eine Baugenehmigung. Ich erhielt sie, hatte aber damals nicht das Geld, den Umbau zu beginnen. Als ich die Baugenehmigung 2008 verlängern lassen wollte, normalerweise ein Routinevorgang, war das nicht möglich, weil der Kanton alle Bauvorhaben im Gebiet der sogenannten Fuori Zona gestopt hatte.

Jedes Jahr wurde ich weiter vertröstet, wenn ich bei der Gemeinde nachfragte. Und als 2015 der Baustop aufgehoben wurde, sagte man mir, dass meine Baugenehmigung in der Zwischenzeit verfallen sei. Da verlor ich den Mut und wandte mich anderen Beschäftigungen zu.

Warum will ich dieses Rustico retten und was will ich damit realisieren? Es geht mir darum, ein 150-jähriges Tessiner Kulturerbe zu erhalten und zu neuem Leben zu erwecken. Ich will daraus aber kein Ferienhaus machen. Sondern ich möchte einen Ort schaffen, an dem Menschen aus unterschiedlichsten Arbeitsbereichen an ihren Träumen arbeiten.

Das können künstlerische Projekte sein wie ein Buch schreiben, Musik komponieren und erproben, Skulpturen und Landart entwickeln. Aber auch einen nachhaltigen Lebensraum erschaffen, indem man einen Kräutergarten anlegt, Gemüse und Früchte anbaut, Hühner, Ziegen oder Esel hat.

Es geht darum, dass Jung und Alt an diesem Ort neue Ideen und Strategien entwickeln, um sich  Lebensperspektiven und -räume zu erschaffen.

Darum soll das Vito zur “Fattoria dei nostri sogni”, zu unserer Traumfabrik werden.

Helena Rüegg (2022)